Familie -Keine echte Alternative in Sicht
Meinung
In einer Zeit, die sich immer stärker dem Individualismus öffnet und in der es immer mehr Single-Haushalte gibt, fragen wir uns, ob das bekannte Modell der Familie versagt hat oder schlicht austauschbar und überflüssig geworden ist. Sabine und Siegbert Lempfuhl erinnern daran, wie wesentlich die kleinste Zelle menschlichen Miteinanders für die Entwicklung der Gesellschaft ist.
Anfang 2017 wurde in der Fernsehsendung „Wer wird Millionär“ ein Familienvorbild präsentiert. Ein junger Mann sorgte dafür, dass seine Oma anlässlich ihres 80. Geburtstages auf den Ratestuhl kam. Der enge Kern der Familie war dabei. Sie wurde durch den Sender damit geehrt, dass eine Geburtstagstafel vorbereitet war. Die Familie nahm daran Platz, während die Oma auf dem Ratestuhl mit ihrem Wissen 125.000 Euro erarbeitete. Sie wird dieses Geld für eine Kreuzfahrt mit der gesamten Familie in der Karibik einsetzen. Das war ein eindrucksvolles Zeichen, wie wichtig Familie für Menschen sein kann und dass ein Zusammenhalt über mehrere Generationen möglich ist.
In jeder Familie herrschen eigene Regeln. Manche wurden nie ausgesprochen und sind dennoch für alle verbindlich. Ehrlichkeit, Pünktlichkeit, Höflichkeit und andere Verhaltensmuster gehören so selbstverständlich dazu wie auch der Familienzusammenhalt und die Rollenverteilung. Beobachten wir unsere Kinder, so können wir entdecken, wie sie in jüngeren Jahren spielerisch - und später im realen Leben - das widerspiegeln, was sie im Familienleben gelernt haben. In Familien übt jeder, auch Fehler zu machen und zu ihnen zu stehen. „Blinde Flecken“ an uns erkennen wir in einer Familie, wo auch Liebe und Geborgenheit ihren festen Platz haben. So kann sie der optimale Ort sein, an dem sich Persönlichkeit entwickelt und festigt, wo Menschen auf das Leben als Erwachsener vorbereitet werden, um später ihre Rolle in der Gesellschaft einzunehmen. Drei wichtige Lebensfragen können am besten in der Intimität der Familie Antworten finden:
Wo komme ich her?
Die Frage nach der Herkunft kann jeder beantworten, wenn er seine leiblichen Eltern um sich hat. Es ist wichtig, darüber Bescheid zu wissen. Menschen suchen manchmal ihr Leben lang nach ihren Eltern. In Zeitschriften und Büchern lesen wir entsprechende Erfahrungsberichte. Sie schreiben, wie schmerzhaft es sein kann, die leiblichen Eltern nicht zu kennen oder gewaltsam von ihnen getrennt zu werden. Die Autorin Katrin Behr schreibt zum Beispiel über diesen Prozess in ihrem Buch „Entrissen“. Sie wurde als Kind von der Staatssicherheit der DDR zur Zwangsadoption gebracht und fand erst lange nach der Wende ihre leiblichen Eltern. Sehr spät, mit vielen Umwegen, Therapien und seelischen Mühen, konnte sie diese Frage beantworten. Sie hilft heute hauptberuflich vielen Menschen, denen es ebenso ergangen ist.
Wer bin ich?
Diese Frage richtet sich an unsere Gaben, Stärken und auch an unsere Persönlichkeit. Antworten darauf finden wir am besten mit der Begleitung von Menschen, die unsere Entfaltung und Weiterentwicklung im Blick haben. In der Familie ist der Ort, wo diese Begleitung effektiv erlebt werden kann. Vater und Mutter sind dabei ebenso wichtig wie Geschwister. Die Erkenntnis „Wer bin ich?“ wird begleitet von Erfahrungen und liebevollen Feedbacks. Sie spielen in unserem Leben eine große Rolle. Menschen, die ihre Stärken und Gaben kennen, sind in der Lage, sich in der Gesellschaft zu bewähren.
Wie sieht meine Zukunft aus?
Ein Leben mit Zielen ist erfolgreich. Das bewies eine frühe Studie der Harvard Universität im Jahr 1979. Absolventen wurden nach ihren Zielen befragt. Diejenigen, die klar wussten, was sie im Leben erreichen wollten, waren bis zu zehnmal erfolgreicher als die ohne Ziele. Das ist nur ein kleiner Hinweis, wie wichtig die Beantwortung der Frage nach der persönlichen Zukunft ist. Christen gestalten ihr Leben unter der Führung Gottes. Das gibt ihnen Festigkeit und Gewissheit über ihre Zukunft. Die Familie hat einen wichtigen Anteil in diesem Prozess.
„Familie kann der optimale Ort sein, an dem sich Persönlichkeit entwickelt und festigt, wo Menschen auf das Leben als Erwachsener vorbereitet werden, um später ihre Rolle in der Gesellschaft einzunehmen.“
Unabhängig von den oben genannten Gedanken zeigt die regelmäßig wiederholte Shell Studie, dass der Wunsch der Menschen nach Familie und Intimität in einer lebenslangen verbindlichen Beziehung ungebrochen ist. Von den Befragten antworteten 91 Prozent, dass der Familie neben Beruf und Karriere eine besonders wichtige Bedeutung zukommt. Sie würden diesen Weg mutiger und entschlossener einschlagen, vermutlich auch erfolgreicher gehen, wenn sie gute Vorbilder dafür hätten. Woran kann man erkennen, dass Familie dringend gebraucht wird, um unserer Gesellschaft Stabilität zu vermitteln? Auch hier helfen uns drei Punkte:
Langfristigkeit
Familie können wir mit einem Marathonlauf vergleichen. Ein Läufer erreicht sein Ziel, wenn er seine Kräfte langfristig plant und einsetzt. Ähnlich ist es in Familien. Um den Familienzusammenhalt sicherzustellen, brauchen wir ein „Ja“ dazu, durch Probleme zu gehen und nicht darin stecken zu bleiben und zu scheitern. Ein älteres Ehepaar brachte es einmal treffgenau zur Sprache: “Früher brachten wir defekte Dinge - auch unsere Beziehungen - zur Reparatur. Heute schmeißt jeder die Dinge schnell weg um neue zu kaufen.“ Familie kann und muss diesem Trend begegnen.
Verantwortung übernehmen
Verantwortung ist ein großes Wort. Es wird öffentlich und politisch oft strapaziert und manchmal verbal sehr schnell übernommen. Dabei werden wir schon in der Bibel ermahnt „Ein Ja ein Ja und ein Nein ein Nein“ sein zu lassen. In Familien lernen Kinder, Verantwortung zu übernehmen. Die Familie ist dazu der beste Lern- und Übungsort. Dabei wird dieser Prozess von den Eltern altersgemäß gesteuert. So manche Eltern haben in diesem Prozess auch für sich etwas dazu gelernt. Kinder hinterfragen oft das Vorbild der Eltern. Wer in einer Familie gelernt hat, Verantwortung zu tragen, wird das dann im Erwachsenenleben umsetzen. In der Bibel lesen wir im Gleichnis: „Weil du über wenig treu warst, kann ich dich über viel (ein) setzen.“ (Mt. 25, 14 ff) Hiervon können wir gut ableiten, wie schon Kinder in kleinen Bereichen Verantwortung tragen können. Sie erleben einen Weg der immer größer werdenden Eigenständigkeit. Dieser kontinuierliche Weg ist am besten in einer Familie umzusetzen.
Ja zur weiteren Fortpflanzung
Eine Gesellschaft, die sich nicht natürlich fortpflanzt, wird langfristig aussterben. Zur Fortpflanzung werden Familien gebraucht, und das „Ja“ dazu wird in Familien gebildet. Viele Scheidungskinder sind dazu nicht bereit. Sie wollen Kindern nicht das zumuten, was sie selbst erleben mussten, als sich ihre Eltern trennten. Das ist verständlich. Die Herausforderung besteht also darin, unsere Gesellschaft zu stärken indem wir Familien stärken.
Alternative zur Familie?
Zum Schluss bleibt die Frage nach anderen Lebensformen. Wir wollen mit unseren Gedanken zur Familie nicht die Menschen verurteilen, die ein anderes Lebensmodell gewählt haben. Uns geht es darum, aufzuzeigen, dass Familie nicht ersetzbar ist und unsere Gesellschaft mit der Aufgabe der Familie sich selbst aufgeben würde. Die oben genannten Themen machen deutlich, dass es keine sinnvolle Alternative zur Familie gibt. Und wir möchten die vielen Menschen, die sich auftretenden Problemen im Familienleben gegenübersehen, ermutigen. Unser Schöpfergott hat Familie als Teil der Schöpfung geschaffen. Ein Mann und eine Frau sollen „sich vermehren und die Erde in Besitz nehmen“ (1.Mo. 1, 28). Das ist ein guter Weg, unser Leben zu bereichern und einen wesentlichen Teil zur weiteren Entwicklung unserer Gesellschaft beizutragen.
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