Ein beispielloser Weg

Bibel erklärt - Philipper 2,6-11

Was ein ganz bestimmter Moment im Leben Jesu vor mehr als 2000 Jahren mit den Menschen heute zu tun hat, wie wir Begriffe verstehen können, die heute kaum mehr gebraucht werden, und warum es so wichtig ist, verzichten zu können, erklärt Dr. Simone Flad.

In diesem Bibelabschnitt wird uns Jesus Christus vor Augen gemalt – ein kurzer Abriss dessen, wer er ist und was ihn treibt. Manche denken, dass es sich bei diesem Text um ein altes Lied aus den allerersten Gemeinden handelt, das Paulus hier wiedergibt. Oder aber, dass es seine eigenen, etwas poetischen und ungewöhnlichen Worte seien, mit denen er Jesus Christus beschreibt. So ungewiss das ist, so sicher ist doch, dass Paulus diese Worte passend fand, um das auszudrücken, was kaum zu beschreiben ist. Er zeichnet den beispiellosen Weg nach, den der Sohn Gottes in der Geschichte gegangen ist. 

In Vers 6 beginnt alles damit, dass Jesus Christus Gott war, also „göttlicher Gestalt“, wie Luther es übersetzt. Er war Gott in allem gleich und stand auf einer Stufe mit ihm. Aber das ist erst der Anfang. Es blieb nicht dabei. Christus „hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein“. Was soll das bedeuten? Fähige Ausleger haben erkannt, dass das seltene griechische Wort, das Paulus hier benutzt, eigentlich so etwas wie „er nutzte das nicht zu seinem Vorteil aus“ heißt. Also Christus, der Sohn Gottes, bestand nicht auf seinem Gott-Sein und der Macht, die damit verbunden ist. Sondern er „entäußerte (oder entleerte) sich selbst“. Wieder so ein schwieriger Ausdruck. Er bedeutet nicht, dass Christus aufhörte Gott zu sein.  Was er beschreibt meint, dass er auf die Vorrechte seiner göttlichen Natur verzichtete und Mensch wurde. 

Die Theologen benutzen dieses griechische Wort (kenosis) für „sich entäußern“ als Fachwort, um diesen unglaublichen Vorgang zu beschreiben: Der Schöpfer stellt sich freiwillig auf dieselbe Stufe mit seinen Geschöpfen. Gottes Sohn wird ein Mensch, so wie Sie und ich. Allerdings ist dieser unglaubliche Weg da noch nicht zu Ende. Christus erniedrigte sich noch weiter: er wurde nicht nur ein Mensch, sondern er starb auch wie ein Mensch. Allerdings starb er nicht wie die meisten Menschen an einer Krankheit oder wegen hohen Alters. Er starb den damals verachtetsten Tod eines Verbrechers – er wurde an ein Kreuz genagelt. Warum?

„Christus verzichtet freiwillig auf seine Macht als Gott, er wird Mensch und stirbt wie ein verachteter Schwerverbrecher.“

Nicht weil seine Gegner zu mächtig gewesen wären  und Jesus sich nicht wehren konnte. Nein, Vers 8 beschreibt den Grund ausdrücklich: Jesus Christus nahm diesen Tod auf sich, weil er Gott, seinem Vater, gehorsam war. Es war Gottes Wille, und Christus hat sich dem untergeordnet – auch wenn ihn das alles gekostet hat. 

Diese Passage endet da, wo sie angefangen hat: Gott hat Christus aus den tiefsten Tiefen des Menschseins wieder herausgeholt und ihn über alles erhöht, was besteht. Das geschah bei der Auferstehung und der anschließenden Wiederaufnahme von Christus  an seinem angestammten Platz im Himmel. Christus, der Sohn Gottes, verzichtet freiwillig auf seine Macht als Gott, er wird Mensch, stirbt sogar wie ein verachteter Schwerverbrecher, und wird dann wieder in seine angestammte Stellung an der Seite Gottes eingesetzt – was für ein beispielloser Weg!

Hat dies nun auch irgendetwas mit uns Menschen zu tun? Auf alle Fälle! Zum einen hat Jesus Christus das alles für uns auf sich genommen – damit wir wieder mit Gott versöhnt sein können und wieder in Verbindung mit ihm kommen können (Kolosser 1,20). Auch wenn Paulus das an dieser Stelle nicht explizit erwähnt, ist dies doch das Allerwichtigste! Was er aber erwähnt, ist, dass wir anderen Menschen gegenüber „so eine Einstellung haben sollen, wie Christus“ (Vers 5): nicht eigennützig vorgehen und den anderen wichtiger nehmen als sich selbst. Jesus Christus ist diesen unglaublichen Weg gegangen, indem er Gott gehorsam war und das Wohl der Menschen wichtiger nahm als sein eigenes. Das sollen wir uns, auch wenn es schwer ist, zum Vorbild nehmen.

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