„Warum hört Gott mich nicht?“
„Vor einigen Jahren habe ich mich entschlossen, nur noch ganz konkret und erwartungsvoll zu beten. Ich erwartete nicht, dass Gott mir jeden Wunsch erfüllen würde. Aber ich erwartete Antworten, die mich ermutigen und die ich nachvollziehen konnte. Aber wenn ich nun zurückblicke, fällt es mir schwer, meine Erfahrungen mit den Inhalten meiner Gebete in Einklang zu bringen. Es war eine schwere Zeit und ich erlebte große Enttäuschungen. Jetzt bohrt der Zweifel: Lässt sich denn gar kein roter Faden der Gebetserhörung erkennen? Warum sollte ich dann überhaupt noch beten?“
Ich kann Ihre Enttäuschung verstehen, denn Ihre Frage ist berechtigt: Dürfen wir mit Gott rechnen? Nun, die Bibel lädt uns sehr deutlich dazu ein. Und auch dazu, Gutes von Gott zu erwarten. Natürlich kann es viele Gründe haben, dass Ihre große Erwartung an Gott zur großen Enttäuschung wurde. Aber Mutmaßungen helfen nur selten weiter. Darum will ich die möglichen Gründe beiseite lassen und mich auf einen Rat beschränken: Versuchen Sie es mal mit der „Gebetsentschlackungskur“! Damit meine ich, dass Sie im Gebet auf das verzichten, was nicht nötig ist:
1. Begrenzen Sie Gebete für alle Ziele, die Sie selbst erreichen können. Damit wir uns richtig verstehen: Ich weiß, dass auch Ihre eigene Kraft eine Gabe Gottes ist und natürlich dürfen Sie auch hier um Segen für gutes Gelingen beten. Aber es gibt doch wichtige Unterschiede. Ich bin ziemlich sicher, dass Gott – der ja immer mit dabei ist – möchte, dass wir nutzen, wozu er uns ausgerüstet und begabt hat und dass wir selbst aktiv werden und unsere Gaben zur Lebensgestaltung einsetzen.
2. Überlegen Sie sich ganz ehrlich, wo die tatsächlichen Grenzen Ihrer eigenen Kraft liegen. Weil Sie zur Spezies „Mensch“ gehören, sind Sie ein sehr fähiges, kreatives, intelligentes Wesen. Schauen Sie also genau hin: Ist manches, das Sie als Grenze definieren, in Wirklichkeit nur angewöhnt und von Angst bestimmt? Vielleicht auch von Bequemlichkeit? Sie können sicher sein, dass Gott die Bitte, er möge uns etwas abnehmen, was wir ganz gut selber können, meistens nicht erhört. Wenn er sie trotzdem erhört, hat er gute Gründe dafür.
3. Kürzen Sie die Inhalte Ihrer Gebete auf das Notwendige. Kann es sein, dass Sie sich ein bisschen oft wiederholen und viele Worte um Inhalte machen, die eigentlich klar sind? Warum eigentlich? Denken Sie, dass Gott an Ihrem Eifer erkennt, wie ernst es Ihnen ist? Wie Sie es meinen, weiß Gott sowieso, denn er sieht in Ihr Herz.
4. Reduzieren Sie Ihre Vorschläge, wie Gott für Sie sorgen soll. „Konkret beten“ hört sich vertrauensvoll an, und wenn ich Sie richtig verstehe, dann meinen Sie es auch so. Es ist gut, Gott mit Ihrem Vertrauen zu ehren, aber engen Sie ihn nicht auf Ihre eigenen Vorstellungen ein. Er sagt Ihnen zu, dass er für Sie sorgt – nun dürfen Sie ihm überlassen, wie er das tut! Und wenn es Ihnen etwas seltsam vorkommt, dann melden Sie es ihm bitte zurück. Ihr Gebet darf auch zur Klage werden!
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