Nicht die allein sind krank, die davon wissen …

Auf Geburtstagskarten liest man oft den Satz: Ich wünsche dir Gesundheit! – Aber wie beschreibt man Gesundheit? Bezeichnet Gesundheit die umfassende Abwesenheit von Gebrechen, Schmerzen und Behinderungen? Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beschreibt Gesundheit folgendermaßen: „Gesundheit ist ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen." Jürgen Mette1, an Parkinson erkrankt, macht keinen Unterschied zwischen kranken und gesunden Menschen: „Kranke Menschen waren beim Arzt und bekamen eine entsprechende Diagnose. Gesunde Menschen aber sind auch krank, sie haben sich nur noch nicht richtig untersuchen lassen.“ Diese überspitzte Erklärung, die nur im Zusammenhang des Vortrages einzuordnen ist, macht die Vielfältigkeit des Themas deutlich.

Gesunde sind auch krank, haben nur noch keinen Befund

Wichtig für Jürgen Mette ist nicht die Frage, ob gesund oder krank. Wichtig ist es ihm, wie wir damit umgehen. Gesundheit und Krankheit sind ein vielfältiges Gebilde. In der medizinischen Störungslehre werden die Ursachen von Krankheiten mit den Begriffen Ätiologie (Entstehung) und Pathogenese (Ausgestaltung) verbunden. Die ärztliche Diagnose und die subjektive Krankheitsäußerung (Leiden, Krank sein, Schmerzen) des Patienten bilden eine Schnittmenge, die ein Krankheitsbild beschreibt. Hinzu treten die Krankheitsfolgen, die die psychischen, sozialen und verhaltensmäßigen Folgen charakterisieren. In dem grundlegenden Werk von Wittchen-Hoyer lassen sich zum Beispiel vier Bereiche einteilen: „ein biologisch veränderter Zustand des Körpers (z.B. Krebs), das Erleben von Unwohlsein oder Beeinträchtigung (Ich kann einfach nicht mehr), als eine zugeschriebene Krankenrolle mit Ansprüchen und Privilegien (z.B. Frühberentung) oder das, was Ärzte diagnostizieren (Diagnose).2“

Ist hier alles in Ordnung oder etwa nicht?

Interessant ist die Feststellung der WHO, dass nicht nur Schmerzen und Gebrechen zur Krankheit gehören, sondern auch die geistigen und sozialen Bereiche. Schmerzen und körperliche Gebrechen werden unter anderem durch Medikamente, chirurgische Eingriffe und Physiotherapien behandelt. Doch der Mensch ist komplexer. Der große Bereich der seelischen Krankheiten und deren Behandlung nimmt laut der Krankenkassen immer mehr zu. Auch die Wechselbeziehung zwischen seelischen und körperlichen Krankheiten wird in der Medizin immer mehr wahrgenommen. Wie komplex der Mensch ist, wird uns schon im Alten Testament verdeutlicht. Der Mensch besteht nicht nur, wie im griechischen Denken, aus Leib und Seele. Für das Alte Testament gehört der Geist dazu. So sprechen wir von einer Dreiteilung: Leib, Seele und Geist. Professor Michael Dieterich beschreibt das folgendermaßen: „Im Sinne von Genesis 2,7 schuf Gott den Menschen als eine lebendige Seele (nefesh). Man kann mit dieser Sicht nicht von einem Geist, Seele und Leib trennbaren Menschen sprechen, wie dies in der altgriechischen Sicht (zum Beispiel bei Aristoteles oder Platon) der Fall ist, sondern von einer untrennbaren Einheit: Der Mensch ist eine Seele.3“ Die Erkenntnis, ob wir gesund sind, das heißt störungsfrei, ist bei physischen Schmerzen und äußerlichen Defekten in den meisten Fällen erkennbar. Schwieriger wird es bei psychischen Störungen. Hier ist die Feststellung einer Störung schwieriger. Kennzeichnend ist aber immer, dass irgendetwas durcheinandergeraten ist. Dass eine Unordnung entsteht oder entstanden ist.

Der Mensch muss korrigierend eingreifen

Wir sprechen von einer psychischen Störung, wenn das Zusammenwirken chemischer Stoffe wie Serotonin, Adrenalin und Noradrenalin durcheinander gerät. Dieses Durcheinandergeraten erkennen wir auch bei den Gedanken und Gefühlen. Sie können auch durcheinandergeraten, wenn Menschen wegen irgendeines Makels nicht mehr von anderen Menschen angenommen werden. So ein verirrtes Denken kann sich auf alle Lebensbereiche und Beziehungen auswirken. Depressionen können die Folge sein, bis hin zu einer schweren Persönlichkeitsveränderung. Auch im Bereich des geistlichen Lebens kann es zu einer Störung kommen. Weil der Mensch aus Geist, Leib und Seele besteht, entstehen die Störungen in der Regel, wenn man diese Bereiche einfach in Ruhe lässt (Entropieprinzip). Der Mensch muss aber, um gesund zu bleiben, in diese Bereiche korrigierend eingreifen oder sich dabei helfen lassen. Bleibt der Mensch handlungslos, vergrößert sich das Durcheinander in allen Bereichen: Leib, Seele und Geist.

Wohl dem, dessen Übertretung vergeben ist

Beim Leib verbreitet sich das Durcheinandergeraten von Körperzellen und wir sprechen vom Krebs. In der Seele (Psyche) geraten unsere Gedanken und Gefühle durcheinander. Zum Beispiel durch falsche Selbstwahrnehmung oder seelische Gefährdungen von außen, wie unter anderem beim Mobbing. Das Entropieprinzip wirkt sich auch im Bereich des Geistes, der Spiritualität aus. Die Ordnung der Beziehung des Menschen zu Gott gerät durcheinander, wenn man hier nichts tut. Körperliche und psychische Störungen entstehen durch eine nicht geordnete Beziehung zu Gott. Hier muss man natürlich auch darauf hinweisen, dass man nicht deshalb bei jeder Krankheit die Ursache in der fehlenden Gottesbeziehung sehen kann. Der mögliche Zusammenhang wird aber in der Bibel selbst beschrieben. In Psalm 32 lesen wir: „Wohl dem, dessen Übertretung vergeben, dessen Sünde zugedeckt ist! Wohl dem Menschen, dem der HERR keine Schuld anrechnet, und in dessen Geist keine Falschheit ist! Als ich es verschwieg, da verfielen meine Gebeine durch mein Gestöhn den ganzen Tag. Denn deine Hand lag schwer auf mir Tag und Nacht, sodass mein Saft vertrocknete, wie es im Sommer dürr wird. Da bekannte ich dir meine Sünde und verbarg meine Schuld nicht; ich sprach: ,Ich will dem HERRN meine Übertretungen bekennen!‘ Da vergabst du mir meine Sündenschuld.“

Die Ordnung wieder herstellen

Weil Leib, Seele und Geist untrennbar miteinander verbunden sind, hat die Wiederherstellung der Ordnung Gott gegenüber Auswirkungen auf das ganze Leben. Freude zu empfinden. Wieder lachen können. In der Trauer getröstet zu sein und im Leid Geborgenheit empfinden, das sind die direkten Auswirkungen einer geordneten Gottesbeziehung. Vergebung erhalten und Vergebung geben unterstützt die Gemeinschaftsbeziehung des Menschen. Davon lebt er und das alles ist in einer geordneten Gottesbeziehung begründet. Sünde als Gottesferne und als einzelne Tat lässt das Chaos anwachsen. Aber Sündenbekenntnis und Vergebung stellt die Ordnung wieder her: „Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er (Jesus) treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt.“ (1. Johannes 1,9) Nicht die Krankheit als solches ist die Herausforderung, sondern der richtige Umgang mit ihr.