Magazin
Safina.
Sonntag, früher Nachmittag, die Sonne steht hoch und brennt vom Himmel. Dreißig Grad im Schatten. In die Sonne geht eigentlich keiner um zu messen. Warum auch. Ich habe mich an meinen Lieblingsplatz zurückgezogen und sitze auf der Brüstung des Vordachs. Eigentlich will ich lesen, als ein kleiner Mensch um die Ecke linst. Bevor ich was sagen kann, ist er auch schon wieder weg. Ich muss schmunzeln. Keine drei Minuten später sitzt er auf dem Stuhl neben mir und redet freudestrahlend auf mich ein. Dass ich davon kein Wort verstehe, scheint den Zwerg nicht sonderlich zu stören. Jedenfalls schwatzt er fröhlich weiter, zeigt mir in einem alten zerfledderten Schulheft, das er aus irgendeiner Ecke hervorzieht, dass er schon bis zehn zählen kann. Was ich nur deshalb verstehe, weil Zeichensprache universal ist. Als ich mit dem Zeigefinger auf meine Brust tippe und sauber artikuliert meinen Namen sage, strahlt der kleine Mensch mich an und macht es mir nach. So erfahre ich also, dass er Rafi heißt.
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