Mut kann man teilen
Kolumne
Die kennt man ja, Frodo und Bilbo Beutlin, die etwas kleinwüchsigen Gesellen mit ziemlich großen Füßen, mutig an der Seite der Helden des Epos Herr der Ringe kämpfend. Angetrieben von einem größeren Ziel, das nicht ihnen allein, sondern allen dienen sollte, überwanden sie ihre Furcht und machten sich auf den Weg. Peter Tauber kennt auch solche Gesellen, vielleicht weniger klein, die Füße dafür nicht so groß und die Namen eher aus unserer Zeit. Aber mutig sind sie allemal.
Manch einer hat mein Buch „Du musst kein Held sein!“ gelesen. Darin erzähle ich die Geschichte meiner Erkrankungen, beschreibe meine Erfahrungen in der Spitzenpolitik und wie mir Gott geholfen hat. Auch wenn die Geschichte für mich bis heute mit einem Happy End weiterging, ist es nicht unbedingt eine schöne Geschichte. Ich glaube aber, dass wir gerade in Zeiten wie diesen mehr schöne Geschichten brauchen. Es geht auf und ab. Eine Krise folgt auf die nächste. Wir wünschen uns Ruhe, wir kommen kaum noch dazu, den Überblick zu behalten. Wo soll da der Mut herkommen, sich den Herausforderungen immer wieder neu zu stellen?
Das hat mir so geholfen
In der Rückschau ist mir klar geworden: Ohne die vielen Mutmacher hätte ich die Krankheit, die inneren und äußeren Krisen nicht überstanden – Ärzte, Pfleger, Familie,Kollegen, aber auch wildfremde Menschen, die mir Genesungswünsche geschickt haben. Begegnungen im Krankenhaus, in der Reha, die mir Kraft gaben, Mut, Zuversicht, Hoffnung. Und dann, als ich diese Geschichte aufgeschrieben habe, stellte ich fest, dass das Schreiben darüber wiederum anderen Menschen Mut machen kann. Es tat gar nicht weh, im Gegenteil. Es war befreiend, mir einzugestehen und anderen gegenüber ehrlich zu bekunden: Ich kann nicht mehr. Ich muss was ändern. Ich freu mich auf das Neue und es wird gut. Mut kann man teilen!
Ich habe aber inzwischen verstanden, dass vieles, was man für sich ganz selbstverständlich tut, von anderen oft als mutig wahrgenommen wird. Woran liegt das? Ich glaube, es ist so: Wenn man von einer Sache wirklich überzeugt ist, wenn man an etwas glaubt, dann fällt einem der Schritt dorthin viel leichter. Erst wenn wir für uns oder andere mutig sind, dann gelingt es uns, Mut zu zeigen.
Die Angst überwinden
Wie ist das also mit dem Mut heute? Brauchen wir in unserer Gesellschaft mehr davon? Und wie finden wir ihn? Wer den Fernseher anschaltet, im Internet surft oder in die Zeitung schaut, dem begegnet statt dem Mut viel häufiger die Wut. Manchmal sogar unbändig oder tragischerweise ohnmächtig. Dabei wissen wir doch, dass die Wut selten zu etwas Gutem führt. Mut hingegen, so heißt es ja auch, Mut wird belohnt. Mut vor Königsthronen wird immer eingefordert. Wir reden über Zivilcourage, wir stellen uns unseren Dämonen. Wir überwinden unsere Ängste. Ganz schön mutig eben. Komisch ist nur, dass unser Land voll von solchen mutigen Menschen ist, jeder von uns solche Menschen kennt, sie aber in den Medien, in der Öffentlichkeit nicht den gebührenden Raum finden. Verkaufen sich diese Geschichten aus Sicht der Redaktionen nicht? Das mag ich nicht so recht glauben.
Aber auch dies stimmt leider: Die Wut hingegen ist überall präsent. In den Medien, ganz besonders in den dann gar nicht sozialen Netzwerken, und bisweilen sogar im Umgang miteinander. Da kann einen schon der Mut verlassen. In der Bibel ist der Mut ein Dauerthema. Und Gott traut uns etwas zu. Er will uns ermutigen. Deswegen ist das „Fürchte dich nicht!“ auch eine permanent wiederkehrende Botschaft an verschiedenen Stellen in der Heiligen Schrift. Natürlich kennt das Alte Testament auch einen zürnenden Gott. Aber Wut ist nicht seine Sache.
„Wir erkennen immer wieder: Mut allein führt zu nichts. Es geht um mehr. Der Mut braucht die Tugend. Die christlichen Tugenden sind die Quelle der Kraft, aus der heraus der Mut sich schöpft.“
Da war doch noch was
Warum wir „mutiger bekennen“ und auch „fröhlicher glauben“ sollten, darüber lohnt es sich nachzudenken. Was tun also, damit wir auch zukünftig in einer Gesellschaft leben, in der Freiheit die Grundlage für ein selbstbestimmtes Leben ist und die uns zur Verantwortung ermutigt? Ganz im Sinne der Freiheit eines Christenmenschen?
Mutige Menschen haben zu allen Zeiten die Welt verändert. Diejenigen, die Zivilcourage bewiesen, Ängste überwunden und innere und äußere Dämonen bezwungen haben. Die gesagt haben, was sie denken, egal, welche Konsequenzen das für sie hatte. Doch Mut ist eben kein Selbstzweck im Gegensatz zur Wut, die sich oft genug verselbstständigt. Wie der Hass. Bei manchem wütenden und hasserfüllten Zeitgenossen hat man nicht selten den Eindruck, er kann selbst nicht mehr genau sagen, was ihn eigentlich so wütend gemacht hat.
Der Mut hingegen will und soll uns zu etwas befähigen. Wir erkennen immer wieder: Mut allein führt zu nichts. Es geht um mehr. Der Mut braucht die Tugend. Die christlichen Tugenden sind die Quelle der Kraft, aus der heraus der Mut sich schöpft. Und wir benutzen das Wort Tugend inzwischen nicht mehr so oft. Vielleicht wirkt es etwas altmodisch. Aber die Werte, die damit verbunden sind, die kennen wir alle, die fordern wir auch ein. Die Tugenden und der Mut sollen uns also helfen, besser zu werden und die Welt besser zu machen. Dann mal los.
Nach vorne denken
In meinem neuen Buch „Mutmacher. Was uns wieder nach vorne schauen lässt“ geht es um Frauen und Männer, die Mut machen, um Menschen, die für andere oder für sich selbst mutig waren. Die sich dem Auf und Ab des Lebens stellen. Die auch das Ab mehr als gut kennen und trotzdem auf das Auf hoffen. Immer wieder. Und es sind Menschen, deren Mut oft gar nicht laut daherkommt, sondern still und leise. In den letzten Jahren bin ich ganz vielen Menschen begegnet, die solche Mutmacher sind. Alle Menschen, die in diesem Buch vorkommen, kenne ich persönlich. Und ich bin mir sicher: Auch Sie kennen selbst viele. Denken Sie mal drüber nach!
Ich habe in den letzten Jahren so viele tolle Menschen erlebt und kennengelernt. Es war gar nicht so leicht zu entscheiden, wessen Geschichte ich erzählen soll. Wenn wir dann noch alle dazurechnen, die Sie persönlich kennen, kommen wir zu dem Schluss: Unser Land ist voll von ihnen, und das ist der eigentliche Reichtum unseres Landes. Diese Menschen sind besonders, weil sie so herrlich normal sind. Und es sind viele! Für mich ist das Grund genug, Mut zu schöpfen. Und ihn zu teilen!
Dr. Peter Tauber lebt aus Leidenschaft in Gelnhausen und ist ein echter Familienmensch. Er fährt gern tolle Autos, leidet an und mit Kickers Offenbach und meint als Historiker, Christ, Politiker und Mensch: „Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen.“ Sein neues Buch „Mutmacher. Was uns wieder nach vorne schauen lässt“ erschien gerade bei bene! und wird auf Seite 49 rezensiert. petertauber.de
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