In freiem Fall
Kolumne
Es klingt dramatisch, denn nach dem freien Fall kommt in der Regel nur noch der herbe Aufschlag auf dem harten Boden – der Realität. David Kröker erzählt uns von einer Erfahrung, die zunächst für ihn wertvoll war, dann für seine Familie, und jetzt, beim Lesen, auch für jeden, der sich darauf einlässt. Denn der freie Fall wird dann zum Erlebnis, wenn die Sache mit dem Halt geklärt ist.
Einen Monat offline. Das habe ich im Sommer 2022 ausprobiert. Den ganzen Juli war ich über das Internet nicht erreichbar. Anfangs griff ich reflexartig nach dem Smartphone. Da es aber offline war, legte ich es wieder weg. Als Familie sind wir im Juli drei Wochen in Spanien gewesen. In der ersten Woche haben mich noch viele Themen beschäftigt. Immer wieder grübelte ich und dachte über Dinge nach, die mit meiner Arbeit zu tun hatten. Gute Bücher und Unternehmungen konnten mich ablenken, aber nicht wirklich zur Ruhe bringen. In drei Wochen konnten wir aus finanziellen Gründen nicht ständig etwas unternehmen, sodass immer wieder Langeweile und Ruhelosigkeit aufkamen. Eins der Bücher hat mir aber weiterhelfen können.
Festhalten
In seinem Buch „Denker und Verkünder aus evangelischem Glauben“ vergleicht Karl Heim das Gebetsleben mit einem freien Fall. Jeder Mensch sinnt ständig über irgendwelche Themen nach. Ihn beschäftigen viele Fragen, auf die er nicht immer eine Antwort hat. So sucht er sich Gesprächspartner, die Antwort geben können. Im Bild gesprochen, befindet sich der Fragende im freien Fall und versucht, sich an anderen Menschen festzuhalten. Diese jedoch fallen ebenfalls. Für einen Moment fühlt es sich so an, als hätte man Halt gefunden, bis man dann feststellt, dass beide sich im freien Fall befinden. So fordert Heim dazu auf, sich in seiner Not mit den vielen Fragen an den Herrn Jesus zu wenden. Denn er ist der Einzige, der auf festem Grund steht und dem Menschen echten Halt geben kann. Er streckt dem Fallenden die Hand hin und ruft ihm zu: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.“ (Matthäus 11,28).
„Er ist der Einzige, der auf festem Grund steht und dem Menschen echten Halt geben kann.“
Loslassen
In meinem Grübeln und Nachsinnen habe ich also bewusst das informelle Gespräch mit Jesus gesucht. Immer wieder ploppte ein weiteres Thema auf, was ich dann zügig in die Hände Jesu legte. In der zweiten Julihälfte spiegelte meine Frau mir dann immer wieder, dass ich ein neuer Mensch sei. Besonders deutlich spürte sie meine Ruhe im Lachen. Bei Situationskomik am Tisch mit unseren vier Kindern oder am Abend bei einer lustigen Komödie konnte ich wieder befreit laut lachen.
Und noch etwas ist mir aufgefallen. Die Aufmerksamkeit meiner Frau, den Kindern und anderen Dingen gegenüber ist generell gestiegen. Mir sind viele Details aufgefallen. Charaktereigenschaften und die Kreativität meiner Familienmitglieder haben mich mehr und mehr überrascht und begeistert. Gegen Ende unseres Urlaubes fiel uns dann nicht mehr auf, dass wir kaum noch Ausflüge unternommen haben. Jeder Tag hatte seine Schönheit und Fülle und wurde zu einem Fest der Freude bei innerer Ruhe.
War es nun der Urlaub? War es das ausgeschaltete Smarphone? Waren es die guten Bücher? Was hat mich letztlich zur inneren Ruhe geführt? Es war die Erkenntnis, dass ich nur Halt in Jesus finde und ihm getrost alle Fragen, Sorgen und Themen anvertrauen kann, denn er sorgt für mich.
David Kröker, Jahrgang 1984, ist verheiratet und hat vier Kinder. Nach seinem Theologiestudium an der FTH Gießen wurde er Jugend- und Pastoralreferent in der EFG Haiger. Seit 2018 ist er Vorsitzender der Deutschen Evangelistenkonferenz, Leiter des Arbeitsbereiches „Gemeindegründung“ im ChristusForum Deutschland, Gastdozent am Bibelseminar Bonn und Gemeindegründer in Euskirchen.
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