„Gott sei Dank“ als Lebenshaltung
Impuls
Das kann ja jeder machen, wie er will, aber im Ergebnis führt kein Weg an klaren Ergebnissen vorbei, meint Sabine Langenbach und weiß, dass dennoch vieles leichter gesagt als getan ist. Und sie meint auch: Wer ein ruhiges und zufriedenes Leben führen will, hat ein wesentliches Werkzeug dazu selbst in der Hand. Es muss nur auch eingesetzt werden.
Steigende Lebenshaltungskosten, Wohnen in Deutschland wird unbezahlbar und die schlechtere Wirtschaftslage. Das waren laut einer repräsentativen Langzeitstudie des Infocenters der R+V Versicherung die drei größten Ängste der Deutschen 2022. Auch Pflegebedürftigkeit, Zuwanderung und das Klima bereiten den Deutschen Sorgen, und im Vergleich zum Vorjahr hat die Angst vor einem Krieg mit deutscher Beteiligung extrem zugenommen. Dazu kommen die kleinen und großen Katastrophen im ganz persönlichen Umfeld. Das alles sorgt dafür, dass viele lautstark klagen.Es wird gemotzt und gemuffelt, auf „die da oben“ geschimpft, und es entsteht der Eindruck, dass alles nur noch schlecht ist.
Wo schaue ich hin?
Wie schade. Denn wenn etwas dabei helfen kann, schwere Lebenslagen unbeschadet zu überstehen, dann ist es die Dankbarkeit. Wissenschaftliche Untersuchungen belegen das. Wer dankbar ist, hat weniger mit allgemeinen depressiven Verstimmungen, Stressempfinden, Sorgen und Grübeln zu tun.
Auch die körperliche Gesundheit wird beeinflusst. Das zeigt sich zum Beispiel durch eine bessere Schlafqualität und und darin, dass dankbare Menschen sich subjektiv gesünder fühlen. Im zwischenmenschlichen Bereich sorgt die Dankbarkeit für ein prosoziales Verhalten, und wer dankbar ist, kann die Unterstützung durch andere besser wahrnehmen. So weit die Theorie.
Ich erlebe ganz praktisch, dass Dankbarkeit meinen Alltag verändern kann, wenn ich mich bewusst dafür entscheide. Unsere Tochter Birte kam 1998 mehr fachbehindert und blind auf die Welt.
Das hat unsere Familie mit unserem damals sechzehn Monate alten Niklas auf den Kopf gestellt, und nicht nur das. Mein Glaube, mein Denken und Handeln haben sich dadurch auch verändert. Zum Positiven! Ohne unsere Birte würde ich keine Vorträge halten und wäre heute nicht „Die Dankbarkeitsbotschafterin“. Durch sie habe ich die Kraft der Dankbarkeit erst richtig kennengelernt.
Ich hatte von Anfang an die Wahl: Schaue ich auf das Minus oder das Plus? Stehen die Defizite und Schwierigkeiten im Vordergrund? Oder sehe ich, dass wir als Familie gut zusammenhalten, was Birte alles – teils gegen die Prognosen der Ärzte – geschafft hat, ihr liebenswertes, fröhliches Wesen und dass sie Menschen ohne Vorbehalte begegnet?
„Wer dankbar ist, hat weniger mit allgemeinen depressiven Verstimmungen, Stressempfinden, Sorgen und Grübeln zu tun.“
Drei Worte mit Kraft
Je nachdem, wofür ich mich entschied, hat mich unser Leben belastet oder ich konnte „Gott sei Dank“ sagen, fühlte mich getragen, gesehen und beschenkt von unserem Vater im Himmel. Mitten in all den Fragezeichen und Schwierigkeiten. Als mir das bewusst wurde, war für mich klar, dass ich mit der Variante „Dankbarkeit“ besser durchs Leben kommen würde. Außerdem passte das auch viel besser zu mir und meiner positiven Art. Allerdings bedeutete das nicht, dass ich von da an sofort und gleich die Dinge im Blick hatte, für die ich dankbar sein konnte. Das hat sich übrigens bis heute nicht geändert. Es ist immer wieder eine bewusste Entscheidung, mitten im Alltagschaos nicht zu übersehen, wofür ich „Gott sei Dank“ sagen kann.
Diese drei Worte sind für mich nicht nur ein „Ausruf der Erleichterung“, wie es im Duden definiert wird. Das ist mein Lebensmotto geworden! Denn für viele Dinge, für die ich zutiefst dankbar bin, kann ich mich nicht bei einem anderen Menschen bedanken. Zum Beispiel dafür, dass ich lebe, für alle Erfahrungen, die ich schon machen konnte, und für die Liebe zum Detail, mit der Gott diese Welt geschaffen hat. Für diese und viele, viele andere Dinge in meinem Leben kann ich „nur“ Gott sei Dank sagen! Sie sind für mich liebevolle Geschenke vom Schöpfer der Welt.
Sieh´s doch mal so
Ich habe mir angewöhnt, die imaginäre Brille der Dankbarkeit immer griffbereit zu haben. Nicht zu verwechseln mit der rosaroten Brille, die alles weichzeichnet und schön redet. Die Brille der Dankbarkeit hilft mir, mich nicht weiter auf das zu fokussieren, was mich herunterziehen will, sondern sie schenkt mir Weitblick über das Problem hinaus. Zusammenhänge werden klarer. Ich nehme nicht mehr alles so persönlich und kann mich aus der Situation herausnehmen und alles von außen betrachten. Aber nicht immer klappt der sofortige Griff zur Brille der Dankbarkeit. Manchmal ärgere ich mich oder klage erstmal eine Runde, bevor ich dann selbst darauf komme, dass mich das nicht weiterbringt, und schaue, wofür ich jetzt dankbar sein kann. Manchmal gibt es Situationen, in denen ich, „Die Dankbarkeitsbotschafterin“, selbst auf das hingewiesen werden muss, was ich anderen rate. Wie neulich. Da war mal wieder ein Arztbericht über Birte für das Betreuungsgericht fällig. Kein Problem. Wir haben einen superguten Hausarzt, der macht so etwas ganz fix. Ich wollte den Bericht verschicken, da sehe ich, dass die alte Diagnose Epilepsie noch aufgeführt wurde. Birte ist seitneunzehn Jahren ohne Medikamente anfallsfrei! Ich ärgerte mich über diese Nachlässigkeit, war sauer auf den Doc.
Ich erzählte das meiner Herzensfreundin, die auch Ärztin ist. Sie sagte: „Du Dankbarkeitsbotschafterin! Sieh es doch mal von der Seite: Halleluja und Gott sei Dank, dass das nicht mehr stimmt! Was für ein Geschenk! Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man nicht alle Diagnosen seiner Patienten im Kopf haben kann.“ Die falsche Diagnose stand nach unserem Gespräch noch immer in dem Bericht, aber mein Ärger war verraucht. Das Formular konnte doch nochmal ausgefüllt werden. Dankbarkeit stellte sich ein. Nicht nur dafür, dass es Birte heute viel besser geht als früher, sondern auch, weil Gott mir so eine weise, liebenswürdige Wegbegleiterin zur Seite gestellt hat.
„Es wird immer Ereignisse und Situationen geben, die mir Angst machen, die ich nicht verstehe oder in denen ich nicht weiß, wie es weitergehen kann. Aber ich entscheide, ob diese Gedanken mich beherrschen.“
Ich entscheide
Es wird immer Ereignisse und Situationen geben, die mir Angst machen, die ich nicht verstehe oder in denen ich nicht weiß, wie es weitergehen kann. Aber ich entscheide, ob diese Gedanken mich beherrschen, lähmen und mutlos machen oder ob ich die Situation mit der Brille der Dankbarkeit betrachte. In diesem Sinne klingen die Worte des Apostels Paulus, „ seid dankbar in allen Dingen“ (1. Thessalonicher 5,18), nicht mehr utopisch, sondern sie weisen den Weg zu einer neuen Lebenshaltung, die mehr Zufriedenheit und Glück schenken kann, als man zunächst denkt!
Sabine Langenbach, „Die Dankbarkeitsbotschafterin“, Journalistin, Autorin, Speakerin lebt mit ihrem Mann in Altena/Westfalen und erzählt nicht nur in ihrem neuen Buch „Dankbar? Am liebsten immer!“ (Brunnen), sondern auch jede Woche im Montagsimpuls über Alltagserlebnisse rund um die Dankbarkeit. Mehr unter sabine-langenbach.de
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