Magazin
Hinter Mauern
Nebel hüllt mich ein, als ich an diesem Morgen mein Haus verlasse, mich auf den Weg mache, zu einem nicht ganz abzusehenden Experiment. Aber so ist das mit Experimenten. Man weiß vorher nicht, was am Ende dabei herauskommt. Mein Ziel liegt gut eine Stunde nordöstlich auf zum Teil kleinsten Landstraßen vor mir. Macht nichts. Ich bin nicht in Eile. Im Gegenteil. Ich bin im Ruhemodus, auf Stille eingestellt. Darauf, mir selbst und Gott zu begegnen. Ich möchte wissen, wie es ist, plötzlich aus dem turbulenten Alltag stark abzubremsen und möglichst ganz zum Stillstand zu kommen. Um keine Unklarheiten aufkommen zu lassen: Das ist nicht meine erste Erfahrung mit der Stille. Ich bin auch nicht das erste Mal unterwegs zu dem Ort, zu dem ich will. Ich kenne mich dort ein wenig aus, kenne den ein oder anderen, der mir dort über den Weg laufen wird, kenne auch die Fragen, die mir hier und da schon zu diesem Ausflug gestellt wurden. Ob ich denn tatsächlich glaube, von jetzt auf gleich in kürzester Zeit zur Ruhe kommen zu können. Die Erfahrung lehrt nämlich etwas anderes. Dass es gern mal ein bis zwei Tage dauern kann, bis die Seele überhaupt in der Lage ist, langsam zu schwingen. Ich tu’s dennoch und weiß tatsächlich nicht, wie es wird. Bin aufrichtig gespannt und erwartungsvoll. Und dann komm ich an, im Kloster Triefenstein.
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