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Was der Glaube kosten kann

Bericht

Manch einer bekommt nicht mit, was in anderen Ländern so passiert, weil sein Fokus nicht dort liegt. Es würde aber nicht schaden, meint Wolfgang Häde, immer mal wieder über den Gartenzaun zu schauen und sich im speziellen auch mit der Situation verfolgter Christen zu beschäftigen. „Denn die wissen“, ist Häde überzeugt, „was der Glaube kosten kann“, und rät, von ihnen zu lernen.

Jedes Mitglied der wachsenden Gemeinde Jesu in der „Islamischen Republik Iran“ weiß vermutlich, dass die Nachfolge Jesu einen hohen Preis fordern kann. Ende Juni 2022 ging eine Meldung über drei junge iranische Christen durch die Medien. Der Einspruch von Ahmad Sarparast, Morteza Mashoodkari und Ayoob Poor-Rezazadeh gegen ihre Haft wurde abgewiesen, ohne dass der Richter ernsthaft auf die aufgezählten Gründe für Haftverschonung eingegangen wäre. Sie haben keine Vorstrafen, haben ihre jungen Familien zu versorgen. Der Grund für ihre Verhaftung: Ihnen wird vorgeworfen, sich „an der Propagierung abweichender Glaubensinhalte, die dem heiligen islamischen Gesetz widersprechen“, beteiligt zu haben. Ihr Einsatz für die Weitergabe ihres Glaubens und die Betreuung kleiner christlicher Hausgemeinden kostet sie und zahlreiche andere Christen im Iran die Freiheit.

Uganda ist ein vorwiegend christliches Land. Staatliche Stellen bedrängen die Christen nicht. Vor kurzem wurde jedoch Charles Kamya, ein 43jähriger christlicher Prediger mitten in der Hauptstadt Kampala zusammengeschlagen, bis er bewusstlos liegenblieb. Er war auf dem Weg zu einer öffentlichen Debatte über „Christlicher Glaube und Islam“, an der er teilnehmen sollte. Die sechs radikalen Muslime, die ihm auflauerten, beschuldigten Charles Kamya, er hätte „ihre Religion terrorisiert“. Charles hat den Angriff überlebt; aber jedes Jahr zahlen einige tausend Christen weltweit – nicht nur in islamisch geprägten Ländern – mit dem Leben dafür, dass sie in einer dem christlichen Glauben feindlichen Umgebung mutig zu ihrem Glauben stehen und sogar versuchen, ihn an andere weiterzugeben.

Wir wissen, was passieren kann

Wundert uns das? Hat nicht Jesus unmissverständlich vorausgesagt: „Haben sie mich verfolgt, so werden sie auch euch verfolgen“ (Johannes 15,20). Alle seine Jünger (Matthäus 16,24) – und demzufolge auch uns – fordert er auf, ihr „Kreuz“ auf sich zu nehmen und ihm zu folgen. Nun denken wir als Christen im Westen bei dem „Kreuz“ meist zuerst an die Herausforderungen und Leiden des täglichen Lebens: Krankheiten, Beziehungsprobleme, Anfechtungen im Glauben. Aber Jesus sprach damals zu Menschen, von denen er als Sohn Gottes wusste, dass die meisten von ihnen buchstäblich als Märtyrer sterben würden. „Das Kreuz tragen“ – das hatte jeder Bewohner von Judäa immer wieder vor Augen: Menschen, die zur Hinrichtung vor die Stadt getrieben wurden.

Weltweit sind heute besonders solche von Angriffen auf ihren christlichen Glauben betroffen, die das Evangelium nicht nur glauben, sondern auch weitergeben. Interessanterweise wird schon in neutestamentlicher Zeit das Wort „Märtyrer“ von dem griechischen Wort für „Zeuge“ (martys) abgeleitet. Märtyrer ist also der, der sein Zeugnis von Christus festhält und nicht verleugnet – bis zum gewaltsamen Tod gerade wegen dieses Zeugnisses. Als im Jahr 2007 in Malatya in der Osttürkei drei Christen, zwei Türken und ein Deutscher brutal ermordet wurden, geschah das eben gerade, weil sie „Zeugen“ gewesen waren. Necati Aydin, Ugur Yüksel und Tilmann Geske waren aktive Verkündiger der Frohen Botschaft. Von den Aussagen der Mörder selbst vor Gericht wissen wir, dass diese drei Männer auch angesichts von Messern, die auf sie gerichtet wurden, Jesus nicht verleugnet haben.


Sollen wir uns also danach sehnen oder sogar darum bemühen, Blutzeugen für Jesus zu werden? Natürlich nicht! Ich kannte diese Märtyrer in der Türkei persönlich. Necati Aydin war mit der Schwester meiner Frau verheiratet. Er war ein ernsthafter, aber gleichzeitig sehr lebensfroher Mensch von damals gerade 35 Jahren, der sich sicherlich keinen frühen Tod herbeigewünscht hat. Nicht jeder von uns ist zum Märtyrer berufen; aber jeder, der von Herzen Jesus nachfolgen will, ist zum Zeugen berufen – koste es, was es wolle.

„Nicht jeder von uns ist zum Märtyrer berufen; aber jeder, der von Herzen Jesus nachfolgen will, ist zum Zeugen berufen.“

Wir wissen, was wir tun können

Beginnen wir doch – vielleicht wieder neu – in unserem Umfeld klar dazu zu stehen, dass Jesus Christus der einzige Weg zum wahren Gott ist. Das wird heute in Europa nicht gerne gehört; aber wenn wir mit dieser Wahrheit hinter dem Berg halten, weil wir vor den Kosten zurückschrecken, sei es auch nur, ausgelacht oder ausgegrenzt zu werden – wie können wir dann stolz darauf sein, dass unsere Schwestern und Brüder in einem islamischen Land mutig Jesus als den gekreuzigten und auferstanden Sohn Gottes verkündigen? Wenn wir bei heute stark umstrittenen sexual-ethischen Fragen nicht mutig und freudig zu den guten Geboten Gottes stehen, dann vermeiden wir vielleicht Schwierigkeiten, verleugnen aber unseren Auftrag.

Schließlich noch ein ganz praktischer Tipp: Ich predige oft über Verfolgung und auch darüber, dass wir Jesus und seine Ziele höher achten als unser eigenes irdisches Leben. Das meine ich auch ernst. Aber dann sagt irgendein mir nahestehender Mensch etwas, was ich als verletzend empfinde – und sofort wehre ich mich innerlich: Wie kann ich das passend zurückzahlen? Wegen persönlicher Konflikte unter Christen verlassen Menschen ihre Gemeinde und reden mit bestimmten Personen nicht mehr. Ich kriege zum Glück dann manchmal einen Schreck: Ich will mich doch „selbst verleugnen“, ich weiß, dass Christus mein Leben ist, das mir auch in schlimmster Verfolgung niemand wegnehmen kann. Daher muss ich mich selbst nicht mehr so wichtig nehmen. Dann sag ich mir: O.K., wenn das so ist, beginne ich doch mit der Selbstverleugnung gleich in jedem aktuellen Konflikt und warte nicht auf die großen „Märtyrer-Momente“!

Was kostet uns unser Glaube? Jesus will, dass wir Zeugen sind, „koste es, was es wolle“. Ein Blick auf unsere verfolgten Geschwister weltweit ermutigt uns, das zu konkretisieren.

Wolfgang Häde hat lange als Mitarbeiter in christlichen Gemeinden in der Türkei gelebt. Heute ist er daneben in Deutschland als Gemeindereferent der „Hilfsaktion Märtyrerkirche e.V.“ tätig, die durch zahlreiche Projekte verfolgte Christen in rund 50 Ländern unterstützt.
w.haede@verfolgte-christen.org, verfolgte-christen.org

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