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Ich spann die Flügel weit

Ermutigung

Wenn sie später von „Zauber“ spricht, nun, keine Sorge, denn dann spricht sie nicht von irgendwelchen fragwürdigen Praktiken, sondern bezieht sich auf Gedanken von Hermann Hesse, die dieser sich Anfang der 1940er Jahre machte. Maike Fethke transportiert sie wunderbar in den Alltag und schafft es, dabei herrlich persönlich und gleichzeitig erfrischend ausgewogen zu sein.

Es gibt solche und solche. Große und Kleine. Lang herbei gesehnte und vollkommen überraschende. Manche zeichnen sich über Tage, Wochen oder Monate ab. Andere kommen plötzlich um die Ecke gebogen und sind dann einfach da. Ob ich will oder nicht. Ich muss mich mit dem beschäftigen, was sie mit sich bringen. Manche machen die Tür auf zu wahren Schätzen, sie lassen mich Neues entdecken und bringen mich zum Staunen. Andere sind wie ein unfreiwilliger Sprung ins eiskalte Wasser. Unangenehm. Atemraubend. So dass ich mich am liebsten schütteln möchte: Neuanfänge im Leben. Jeder von uns hat sie. Jeder von uns kennt sie. Ich gehöre zu den Menschen, die Neuanfängen an sich eher positiv gegenüberstehen. Ich mag Veränderung. Und ich kenne den Zauber, der so oft einem neuen Anfang nachgesagt wird. Wie gesagt, ich kenne ihn und ich mag ihn. Vor allem mag ich, dass Neuanfänge so sind, als ob sich eine Tür öffnet. Hinter ihr liegt unentdeckter Raum. Gestaltungsspielraum. Was für ein verheißungsvolles Wort, was für ein faszinierender Gedanke: Gestaltungs-spiel-raum. 

Neuland

In meinem Leben hat es bereits eine ganze Reihe von Neu-Anfängen gegeben, und es werden sicherlich noch viele dazu kommen. Sie merken ja, dass ich ihnen eher positiv gesonnen bin und mich allermeist auch gut damit anfreunden kann, dass Neu-Anfänge zu Neu-Land führen können. Klar, eine gewisse Portion Unsicherheit gehört oft auch dazu. Aber das ist für mich okay. Ich kann mich mit der Unsicherheit arrangieren, wenn ich mein Ziel vor Augen habe.

Schwierige Phasen

Wenn ich zurückschaue, dann sehe ich Neu-Anfänge, die ich bewusst herbeigeführt habe, zum Beispiel den Start in meine freiberufliche Tätigkeit als Coach. Lange Jahre schon war es mir ein großes Anliegen, Menschen in schwierigen Entscheidungsphasen professionell zu begleiten, so dass sie für sich auf gute Weise ihre Ziele erreichen. Deshalb habe ich an einer Stelle in meinem Leben, an der ich verschiedene Puzzleteile neu zusammensetzen konnte, diese so zusammengefügt, dass der Raum entstand, um aus meinem Herzensanliegen einen Beruf zu machen. Es wurde ein Neu-Anfang, für den ich immer und immer wieder dankbar bin, denn er hat mir die Tür geöffnet zu einem für mich sehr sinnstiftenden Arbeiten. Wie schön ist es, wenn ich sehe, dass Klientinnen und Klienten auf gute Weise eine herausfordernde Veränderung gelingt, die eben noch Bauchschmerzen machte. Wie schön, wenn aus Ängsten oder vagen Ideen endlich zukunftsfähige Pläne werden, die mein Gegenüber dann zu seinen Zielen bringen. 

Schon wieder neu erfinden

Als ich nach mehr als 15 Jahren Führungskraft-Dasein auf internationalem Parkett nach einer längeren Auszeit den Schritt wagte, mich zum dritten (!) Mal beruflich neu zu erfinden, hätte ich nicht für möglich gehalten, was für ein Geschenk ich mir selbst mit diesem mutigen Schritt machte. Nicht sofort, denn natürlich lagen und liegen immer mal wieder Steine auf dem Weg, an denen ich mir die Füße stoße oder über die ich stolpere. Oder eine Wegstrecke ist eher glitschig, und ich muss aufpassen, dass ich nicht ausrutsche und auf die Nase falle. Doch alles in allem blicke ich auf einen Neuanfang zurück, für den ich dankbar bin. Und von dem ich glaube, dass Gott manches über die Jahre so gefügt hat, dass ich den Gestaltungs-spiel-raum, den er mir eröffnet hat, nutzen konnte. 

„Ich erinnere mich daran, wie ich Morgen für Morgen voller Zweifel zur Arbeit fuhr und mich die 11 Kilometer auf dem Fahrrad fragte, wie mir sowas passieren konnte. Mir, die ich alles so sorgfältig geprüft und darüber gebetet hatte.“

Keine Wahl

Doch ich kenne auch andere Neu-Anfänge. Solche, zu denen ich eher notgedrungen Ja gesagt habe und die vor allem viel Mühsames nach sich zogen. Zwei Mal war ich beruflich in Situationen, in denen ich einen Arbeitsvertrag unterschrieb und dann eine Stelle antrat, bei der ich „die Katze im Sack gekauft hatte“. Will heißen: Ich habe zu einem Job Ja gesagt, um dann innerhalb kurzer Zeit zu merken, dass die Aufgabe, für die man mich eigentlich haben wollte, eine ganz andere war. Das fand ich bitter. Ich erinnere mich daran, wie ich in einem Fall Morgen für Morgen voller Zweifel zur Arbeit fuhr und mich die 11 Kilometer auf dem Fahrrad fragte, wie mir sowas passieren konnte. Mir, die ich alles so sorgfältig geprüft und darüber gebetet hatte, ob dieser Job wirklich der nächste sein sollte – und dann das: Das böse und schmerzhafte Erwachen, zu erkennen, dass diesem Anfang 
überhaupt kein Zauber innewohnt, sondern eher ein großer Schrecken. Da war auch nichts von Gestaltungsspielraum, sondern eher eine Enge, die mir all meine Kreativität und Fröhlichkeit raubte und das Durchhalten unmöglich machte. 

Ich kann fliegen

In meiner Welt gibt es diese beiden großen Kategorien von Neuanfängen: Solche, die mich die Flügel weit spannen lassen und mich zum Fliegen bringen. Und dann die, die genau das Gegenteil bewirken. Doch bei allen Arten von Anfängen möchte ich mich immer wieder an eines erinnern: Es gibt sozusagen einen „Meister aller Anfänge“, auch der immer wieder Neu-Neu-und noch einmal Neu-Anfänge. Und dieser Meister ist Gott. Er ist der Schöpfer der Anfangs- und Neu-Anfangs-Idee. Was für eine Gnade, was für ein Geschenk. Sein Sohn Jesus Christus hat durch sein Leben und seinen Tod den Weg freigemacht, damit auch ein Anfangen, oder ein Immer-wieder-Anfangen für ein Leben mit Ewigkeitsperspektive möglich ist und gelingt. 

Mir ist das Wissen um die Gegenwart des „Anfang-Schöpfers“ eine große Hilfe: Zur Genüge kenne ich die Situationen, in denen ich einfach nicht weiß, wohin die Reise gehen soll. Etwas anders machen, das Leben auf den Kopf stellen? Oder gefühlt in einer Sackgasse verharren und noch kein Licht am Ende des Tunnels sehen? Wie schön, dass ich in solchen Momenten, auch wenn sie Monate dauern, zu dem gehen kann, der jederzeit einen neuen Start möglich macht. 

Maike Fethke hat beruflich viele Stationen durchlaufen und allerhand Herausforderungen dabei erlebt. Diese Erfahrungen hat sie mit ihrem professionellen Handwerkszeug als Coach, Supervisorin und Beraterin kombiniert und begleitet heute Menschen und Organisationen in Veränderungsprozessen. karriere-expertin.de

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