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Lass Gott tun, was immer er will

Kolumne

Wenn das Leben plötzlich zuschlägt und Herausforderungen stellt, die kaum noch zu bewältigen sind, dann fällt es nicht leicht, die Balance zu halten und nicht zu straucheln. Steve Volke erzählt, dass es trotzdem möglich ist, Halt zu finden. Selbst im Ab des Lebens, wenn das Auf mal wieder auf sich warten lässt.

Mein Beruf bringt es mit sich, dass ich viele interessante Menschen rund umden Erdball kennenlerne. Als CEO eines international tätigen Kinderhilfswerks habe ich seit 2007 in denärmsten Gegenden Menschen getroffen, deren Geschichten mich bereichert haben. Wie die von Kanani, dieich in Äthiopien kennenlernen durfte.

Extremer Einschnitt

Kanani lud unsere kleine Besuchergruppe zu sich nach Hause ein. Kaum hatten wir ihre ärmliche Hütte betreten, bereitete sie eine typisch äthiopische Kaffee-Zeremonie vor. Das kann schon mal eine Stunde dauern. Genug Zeit, um sich kennenzulernen und zu erzählen. Kanani ist Mutter von drei Kindern im Alter von 15, 14 und 10 Jahren. Als ihr Mann vor einigen Jahren plötzlich starb, waren die Kinder noch sehr klein. Von jetzt auf gleich hatte die ohnehin schon extrem arme Familie gar kein Einkommen mehr. Dann verschlechterte sich Kananis Gesundheit zusehends und sie kämpfte vier Jahre lang mit einer schweren Krankheit. In dieser Zeit kümmerte sich ihre Mutter um die kleinen Kinder. Der älteste Sohn konnte keine Schule besuchen. Die beiden jüngeren Kinder wurden in das Patenschaftsprogramm der Kirche vor Ort aufgenommen. Nur so konnte die Familie überhaupt überleben. 

„Lass Gott tun, was immer er mit uns vorhat. Denn Gott ist Gott. Er steht über allem und kann tun und lassen, was immer er möchte.“

Völliges Vertrauen

Angesprochen auf ihre heutige Situation, erzählte Kanani, sie habe ein Durchschnittseinkommen von 500 Birr im Monat. Das sind umgerechnet etwa 15 Euro. Das ist schon schlimm genug, aber die Miete für ihr Ein-Raum-Haus kostet 300 Birr im Monat. Bleiben also noch 200 Birr übrig, was umgerechnet 6,31 Euro sind. Für alles! Eine Schachtel Zigaretten kostet in Deutschland rund 6,50 Euro. Ich kenne Leute, die rauchen zwei davon am Tag. Als ich Kanani nach ihrem größten Wunsch Gott gegenüber fragte, kam ihre Antwort sehr spontan: „Ich habe keinen. Lass Gott tun, was immer er mit uns vorhat. Denn Gott ist Gott. Er steht über allem und kann tun und lassen, was immer er möchte.“

Richtige Ruhe

Kanani ist im Mutter-Kind-Programm der Mekane-Yesus-Kirche. Übrigens eine Kirche, die von Deutschen gegründet wurde und heute in Äthiopien 5.000 Gemeinden mit 12 Millionen Mitgliedern umfasst. Auf die Frage, was ihr der Kontakt zu der Gemeinde bedeute, sagt sie: „Alles! Die Kirchengemeinde hält uns am Leben.“ Und sie trifft dort Menschen, mit denen sie sprechen, lachen, beten und ihre Sorgen teilen kann. Ein Ort, der Ruhe gibt in den Turbulenzen des Alltags. 

Die Begegnung mit Kanani und ihren drei Kindern wird mir noch sehr lange nachgehen. Sie ist eine von denen, die einen einfach nicht mehr loslassen.

Steve Volke lebt in Marburg und ist seit 37 Jahren mit Anke verheiratet. Er ist freier Journalist, Fotograf und leitet im Hauptberuf den deutschen Zweig des internationalen Kinderhilfswerks „Compassion“. Mehr von ihm auf stevevolke-blog.de

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